
30 Jahre Wiedervereinigung – Die Politiker klopfen sich auf die Schultern, wie schön Ost und West doch zusammengewachsen sind.
Der selbstzufriedene Politiker fährt mit seinen Gästen durch die schönen Orte und Städte im Osten, bestaunt die gut asphaltierten Straßen und netten Häuserfassaden.
Man gönnt sich ein Sektchen und ein Kaviarschnittchen und feiert sich selbst.
Doch Ost und West sind bei weitem nicht auf einem Niveau – weder wirtschaftlich, noch sozial.
Womit und wann dies seinen Anfang nahm?
Wie die Folgen von damals, mit Beginn der NEUEN ZEIT im neu geeinten Deutschland bis heute tiefe Furchen in die Gesellschaft zwischen Ost und West ziehen?
Im Frühjahr 1990, also vor über 30 Jahren, übernahm die Institution „THA“ nahezu das gesamte Volkseigentum der damals noch bestehenden DDR.
»Die Treuhandanstalt«
(THA, kurz Treuhand).
Mit ihrer Arbeit begann etwas, das dem „Osten“ auch noch 30 Jahre nach der Übernahme der DDR in die BRD nachängt.
Von der THA übernommenen wurden:

Rund 8.000 Firmen mit45.000 Betriebsstätten, in denen 4,1 Mio. Beschäftigte arbeiteten.
Ca. 20.000 Gaststätten und Ladengeschäfte der Handelsorganisation „HO“ und des „Konsum„.
390 Hotels ebenso, wie zahlreiche Kinos.
Weiterhin übernahm die Treuhandanstalt:
Betriebe des öffentlichen Nahverkehrs, sowie
2,4 Mio. Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen.
Die Liegenschaften und das
Ebenso eine unbenannte Großzahl von Häusern und Wohnungen.
Resultat der Arbeit dieser Institution war:
Die Zahl der Beschäftigten in den Volkseigenen Betrieben wurde binnen 20 Monaten von 4,1 Millionen auf 1,24 Millionen abgebaut.
3713 Betriebe wurden in dieser Zeit geschlossen.
Die Arbeitslosigkeit stieg schlagartig auf über 14 Prozent.
Die Treuhandanstalt wurde zum Sinnbild des Sozialabbaues im Osten und zum verhassten „Betriebsschließers“, der vom Westen geleitet und gelenkt wird, um unliebsame Konkurrenz auszuschalten.
In einigen Teilen sicher unberechtigt, doch in vielen Beispielen beweisbar und somit nicht von der Hand zu weisen.
Das von den DDR Bürgern erwartete und erhoffte
„Wirtschaftswunder“ blieb aus.
Der überhasteten und den Menschen im Osten, auch im Vorfeld von der BRD Presse schmackhaft gemachte Währungsunion, die am 1. Juli 1990 stattfand folgte eine tiefe wirtschaftliche Krise.
Durch die sofortige Öffnung des Marktes wurden die ostdeutschen Unternehmen schlagartig der harten Konkurrenz des Weltmarktes ausgesetzt.
Zudem brach der Absatzmarkt des Ostblocks zusammen, was einen massiven Rückgang der Nachfragen und somit zum Produktionsrückgang von DDR-Produkten führte.
Rund 7.600 Betrieben drohte nach der Währungsumstellung die akute Zahlungsunfähigkeit, da die umgestellten Löhne und Gehälter ebenfalls belastend hinzu kamen.
Dass diese verheerenden Folgen von den damaligen Politikern nicht zumindest hätten erahnt werden können, ist höchst fraglich und noch viel mehr bedenklich.
Bleibt die Frage offen, wie viel Kunkelei und Lobbyismus der Politik mit der Wirtschaft zu diesem damaligen Zustand geführt haben, angesichts der späteren Erkenntnisse im Bezug auf Korruption und Schwarzgeldfluss in Parteikassen, wie jener der CDU unter Kohl.
Schließlich waren es Westdeutsche Betriebe, welche die darauf folgende Abwicklung der VEB-Betriebe genutzt haben, um potenzielle Konkurrenten auszuschalten und/oder sich, mit dem Ausschlachten dieser Betriebe zu sanieren.
Betrüger kamen, wie Heuschrecken, um Kasse zu machen.
Betriebe wurden zerschlagen, deren Unternehmenswerte drastisch kleingerechnet.
Dubiose Käufer – ohne Bonitätsprüfung durch die Treuhand ungehindert zugelassen.
Ein Beispiel war die „Leuna-Affaire“, bei denen Schmiergeld in Millionenhöhe in die „Schwarzgeldkassen“ der CDU floss.
Kohl wurde nie dafür zur Rechenschaft gezogen (da er nie zur Aussage gezwungen wurde), ebensowenig ein späterer Bundesfinanzminister Schäuble.
Ein handfestes Beispiel für Betrug war der „VEB dkk Scharfenstein“ (später „Foron“):
Wie alle, so
kämpft nach der Währungsunion auch der erzgebirgische Kühlschrankbauer gegen die Krise.
Doch er bringt eine Innivation auf den Markt.
Gemeinsam mit Greenpeace entwickelt DDK den weltweit ersten FCKW-freien Kühlschrank.
Die
westdeutschen Hersteller wittern die Konkurrenz und fürchten um ihre Marktstellung.
Man startete eine Hetzkampagne in den Medien und stellt die Geräte aus Ostdeutschland als
„gefährlichen“ hin.
Und es zeigte verheerende Wirkung.
Auf Rat westdeutscher Verbände und Konzerne war die Treuhand drauf und dran die Firma nun auflaufen zu lassen und zu schließen.
Die Konkurrenz aus dem Westen, die mit ihrer schmutzigen Kampagne diese Konkurrenz ausschalten wollte, übernahm wenig später selbst die neue FCKW-freie Kühltechnik, da kein Patent diese schützte.
Auf diese oder ähnliche Weise haben Firmen aus dem Westen sich saniert und den Markt bereinigt.
Dafür gibt es noch genügend mehr Beispiele.
Der Billiglohnsektor boomte im Osten und in westlichen Konzernen begann eine Goldgräberstimmung.
Die Folge war eine Deindustrialisierung und Massenarbeitslosigkeit, die bis heute fortwirkt.
Kaum ein größerer deutscher Betrieb hat heute seinen Sitz im Osten.
2020 hat, sage und schreibe nur ein einziger DAX -notierter Konzern seinen Sitz im Osten.
1995, nur fünf Jahre nach der Wiedervereinigung hatten 80% der ehemaligen DDR Bürger nicht mehr die selbe Arbeitsstelle, wie noch 1990.
2019 lag das Gehaltsgefälle zwischen West und Ost aktuell bei rund 23,3 Prozent.
Das heißt, dass ein Arbeiter oder Angestellter im Osten nur rund 76,7 % des Gehaltes eines Gleichqualifizierten im Westen bekommt.
2009 lag das Verdienstniveau des Ostens bei 76,5 % des Westens –und das, obwohl heute kaum noch Tarifverträge eine unterschiedliche Bezahlung zwischen den Regionen vorsehen.
Wie man sieht, näherten sich die Löhne in 9 Jahren so gut wir gar nicht an –
WIE ANDERS ALS ARBEITER und Angestellte 2. KLASSE SOLLTE MAN DAS NENNEN?
Und dies nach 30 Jahren Einheit, zu der sich unsere Politiker heute auf ihre Schultern klopfen.
Und wer nicht mitjubelt, der wird als Jammerossi verschrien.
Hoch lebe die Deutsche Einheit –
Hoch lebe die wohlgelobte Gleichheit der Bürger in der Republik – fest verankert in Grundgesetz.
Hoch, hoch und immer höher
So hoch, dass sie für manche Menschen im Osten, wie ein Luftschloss klingt.
Euer Matze Lentzsch
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