Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg schließt Impfzentren – Kreistag Elbe-Elster soll Übernahme des Impfzentrums Elsterwerda beschließen

Gestern erhielt ich, als Abgeordneter des Kreistages Elbe-Elster eine Mail mit einer Beschlussvorlage, die am Montag in der Sitzung des Kreisausschusses diskutiert und im Kreistag beschlossen werden soll.

Zu meiner Verwunderung ging es dort um die Übernahme des Impfzentrums Elsterwerda:

„Übernahme der Betreibung des Impfzentrums Elsterwerda ab dem 01.08.2021 in die Verantwortung des Landkreises Elbe-Elster“

Die Begründung:

Zunehmend wird es nach Darstellung der KVBB schwieriger, Ärzte für den Einsatz im Impfzentrum zugewinnen, da bei stärkerer Verimpfung des Impfstoffes in den Arztpraxen die Ärzte kaum noch Ressourcen haben, im Impfzentrum Dienste zu übernehmen; zudem die Ärzte auch ihre Praxisteams dafür mitbringen. Denn der normale Praxisbetrieb ist ja auch abzusichern. Oft bleiben nur noch so genannte Freelancer, die allerdings dann ohne Praxisteam kommen und denen dann Personal durch das DRK gestellt werden muss. Auch dies ist mit Herausforderungen verbunden. In der Endkonsequenz können dann Impftermine nicht zur Buchung freigegeben werden, weil Ärzte fehlen.

Aus diesem Grund hat die KVBB die Einstellung der von ihr verantworteten Impfzentren zum 31.07.2021 verbindlich angekündig.

Die Liegenschaft gehört dem Landkreis. Die infrastrukturellen Ausstattungen sollen vertraglich geregelt übernommen werden.
Die Ärzteakquise fällt dann in Verantwortung des Landkreises. Letzteresstellt ein gewisses Risiko dar; sollte jedoch für die Absicherung der Zweitimpfungen ab 01.08.2021 zubewältigen sein. Impfstoffmanagement und Terminmanagement gehen ebenfalls in die Verantwortung des Landkreises; sollte aber ebenfalls für die Zweitimpfungen realisierbar sein.

Die Finanzierung der Impfzentren sichert das Land Brandenburg nach eigener Aussage in gleichem Maße ab, wie dies entsprechend der bisher mit der KVBB und den anderen Partnern abgeschlossenen Verträgen und den dort vereinbarten Vergütungs- bzw. Kostenerstattungsätzen erfolgte. Nach bisherigem Stand gilt die Finanzierungszusage bis 30.09.2021

Auf der Seite der KVBB gab es dazu ähnliche Informationen.

Die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) hat am 21. April 2021 in einer Sondersitzung beschlossen, dass man die Impfzentren schließen wird, um das Impfen völlig in die Hände von Arztpraxen auszulagern.

Wir setzen uns für einen geordneten Übergang der Impfungen von den Impfzentren in unsere Praxen ein„, ließ dazumal MUDr./ČS Peter Noack, Vorsitzender der KVBB verlautbaren.

Gemeinsam können wir Haus- und Fachärzte die Impfkampagne auf eine neue Stufe heben. Es wurde bislang bereits in 1.100 Praxen landesweit geimpft. Wenn sich nun noch mehr Hausärzte beteiligen und die Fachärzte dazu kommen, dann könnte auch in 2.200 Praxen geimpft werden. Alle Kolleginnen und Kollegen müssen dafür die gleichen Möglichkeiten haben, Impfstoff zu bestellen und zu impfen.“ 

Zu den Impfungen an und für sich, vor allem aber zu den viel zu schnell und leider auch ohne Langzeitstudien freigegebenen Impfstoffen gegen SARS COV-2 kann man geteilter Meinung sein, da man über Langzeitfolgen keinerlei Erfahrungswerte hat und auch noch nicht haben kann. Und jeder der sich gegen Corona impfen lassen möchte, dessen freie Entscheidung soll dies auch unangefochten sein.

Ebenso MUSS es jedes Bürgers freie Entscheidung bleiben, sich ohne Grundrechtseinschränkungen befürchten zu müssen NICHT IMPFEN zu lassen.

Jedoch ist das Ansinnen der KVBB, zukünftig nur noch in Arztpraxen impfen zu lassen zumindest mit einer Portion Skepsis zu sehen.

Da laut KVBB dann jede Arztpraxis, ob Haus- oder Facharztpraxis, die zum Impfen qualifizert ist an der Impfkampagne teilenehmen kann, bleibt die Befürchtung, dass viele Ärzte dann ihrer Verorgungspflicht nicht mehr nachkommen könnten.

Denkt man an Facharzttermine, gerade in unserer Ländlichen Gegend, so sind Terminvergaben jetzt schon zum Teil katastrophal

Mehrere Monate Wartezeit sind keine Seltenheit, wenn man einen Fachärztermin, z.B. im Bereich Orthopädie, HNO, Augenheilkunde und wie in meinem eigenen Fall in einer Pneumologischen Praxis benötigt.

Da ich im Dezember selbst mittelschwer an COVID-19 erkrankt war und dies auch noch in Verbindung mit einer Lungenentzündung, ist eine zeitnahe Nachuntersuchung bei einem Facharzt der Pneumologie ein nicht unwichtiger Termin.

Meine Anfrage allerdings bei einer der nächstgelegenen Praxen, im MVZ Elsterwerda wurde mir mit einer automatischen SMS der Praxis beantwortet:

„Sehr geehrter Herr Lentzsch, aktuell gibt es bei uns keine Termine für Neupatienten. Ab Dezember können Sie sich wieder für 2022 bei uns melden. Vielen Dank. Ihr AZLS-Team in Elsterwerda“

Ich musste daher leider (wie auch schon öft zuvor) auf unser Nachbar-Bundesland Sachsen ausweichen, um einen Facharztermin zu bekommen und dort bekam ich ihn auch binnen 4 Wochen.

Diese katatsrophale Lage und geringe Dichte der Fachärzte in unseren ländlichen Gebieten, gegenüber den Städten wird von der KVBB gern mit der Bevölkerungsdichte gerechtfertigt und relativiert.

Und während man in den Städten, wie Potsdam oder Berlin an jeder Ecke förmlich über eine Facharztpraxis stolpert, sind die Wege zu Fachärzten (so sie überhaupt vorhanden sind) hier sehr lang und oft mit dem ÖPNV gar nicht zu erreichen.

Da aber auf dem Land viele ältere Menschen leben und die Fahrtwege zu Fachärzten hier ein Problem darstellen, müsste der so genannte Schlüssel für Zulassungen von neuen Fachärzten im ländlichen Raum neu angepasst werden.

Da laut KVBB nun auch Facharztpraxen mit in die Impfkampagne eingbezogen werden sollen, könnte sich die Lage mit Terminvergaben noch verschlechtern.

So gesehen, wäre die Übernahme des Impfzentrums Elsterwerda natürlich vorübergehend eine gute Lösung.

Ob allerdings bei dem derzeitigen Stand der Dinge der Landkreis mehr Glück bei der Ärzteakquise für das Impfzentrum haben wird, bleibt im Kreisausschuss zu klären und letztendlich vom Kreistag zu entscheiden.

Ebenso, die gesicherte Finanzierung durch das Land, über den 30.09.2021 hinaus muss klar sein.

Fakt ist, durch die neue Impfkampagne darf es keine Überlastung unserer knappen Haus- und Facharztressourcen geben und dies muss sichergestellt werden.

Die impfenden Ärzte erhalten 20 Euro je Erst- und je Folgeimpfung, zusätzlich 35 Euro für den Hausbesuch und 15 Euro für den Mitbesuch. Für eine ausschließliche Impfberatung ohne Impfung sind 10 Euro abrechenbar. (Quelle: KVBB)

Matthias Lentzsch

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